Keine Lust zu arbeiten? 4 Tipps zum Umgang mit Menschen, die sich vor Arbeit drücken.
Kennst du das? Mitarbeiter, die sich vor Arbeit drücken? Mitbewohner, die im Haushalt nichts machen? In allen Lebensbereichen begegnen uns Menschen, die sich manchmal ihren Pflichten entziehen. In diesem Artikel bekommst du 4 Tipps, wie du mit Menschen umgehen kannst, die sich vor Arbeit drücken.
Tipp Nummer 1: Triff klare Absprachen
Unklare Absprachen sind der häufigste Grund, weswegen wir unzufrieden mit den Arbeitsleistungen anderer sind. Allgemein wird bei Arbeitsaufträgen zu viel vorausgesetzt, aber nicht tatsächlich benannt.
Ein Meister einer Werkstatt gibt seinem Lehrling den Auftrag, Ordnung zu schaffen. Ordnung schaffen, das kennt der Lehrling von zu Hause. Dort bedeutet es, dass der Fußboden in der Zimmermitte freigeräumt ist, weswegen es ausreichte, die Schmutzwäsche in die Ecke zu werfen.
“Nun gut…”, denkt sich der Lehrling. “Dann will ich hier mal Ordnung schaffen.” Er feuert das Werkzeug in die Ecke, statt es auf die jeweilige Halterung zu hängen. Fegen tut er auch nicht. So hat der Lehrling nach drei Minuten für seine Begriffe Ordnung geschaffen. “Na dann kann ich ja jetzt in die Pause gehen.”
Du kannst dir sicherlich die Reaktion des Meisters vorstellen: “Fauler Sack!” Der Meister vergaß zudem zu erwähnen, das Ordnung halten fortan die Aufgabe des Lehrlings sei. Deswegen bekommt der Lehrling am nächsten Tag eine ordentliche Standpauke, weil er nichts aufgeräumt hat. Dabei wusste er nichts davon. Auf beiden Seiten entsteht Frustration.
Die psychologische Methode der Transaktionsanalyse kennt das Konzept der Vertragsarbeit. Dort geht es nicht um langweilige Schriftstücke, sondern darum, wie man Absprachen auf gute Art und Weise trifft.
Exkurs Transaktionsanalyse: Transaktionsanalyse beschäftigt sich mit Interaktionen zwischen Menschen, den sogenannten Transaktionen. Auf Grundlage dieser Transaktionen kann man Rückschlüsse auf die eigene Persönlichkeit und auf die von anderen ziehen und zuverlässige Prognosen entwickeln, wie sich eine Beziehung entwickeln wird. Natürlich bietet sie auch Tools, um Interaktionen zu verändern, um Beziehungen mit Tiefe bei gleichzeitiger Freiheit zu gestalten.
Viele Menschen hängen dem Irrglauben nach, dass andere das gleiche Verständnis von Arbeit hätten wie sie. Das stimmt jedoch nicht. Die Vorstellungen sind so individuell wie die Menschen selbst. Deshalb müssen zu einem Arbeitsauftrag auch die Vorstellung kommuniziert werden, wie das Ergebnis aussehen soll. Gegebenenfalls sogar Zwischenschritte.
Das Konzept der Vertragsarbeit funktioniert nach dem Motto:
Wer tut was, wie, (bis) wann, wo, wozu? Erkläre, was hinter deinen Überlegungen steht und wie das Ziel aussehen soll.
Tipp Nummer 2: Setze Deadlines
Ein gehöriger Fehler in der Zusammenarbeit zwischen Menschen besteht darin, keine Deadlines zu setzen.
Es ist jedoch wichtig, zu kommunizieren, bis wann eine Arbeit fertig sein soll. Die meisten Menschen brauchen diese Orientierung. Gibst du keine Zeiten vor, kannst du nicht erwarten, dass die Arbeit zu einem bestimmten Zeitpunkt fertig ist.
Ob auf der Arbeit oder Zuhause: Setze Deadlines.
Hier ist wichtig, dass die Deadlines nicht einfach gesetzt werden, sondern mit den anderen abgesprochen werden. So wird gewährleistet, dass sie realistisch sind und keiner sich gestresst fühlen muss. Das kann so aussehen:
- “Bis wann schaffen Sie diese Aufgabe?”
- “Kannst du es so einrichten, dass ich den Bericht bis übermorgen habe?”
- “Ich möchte, dass du einmal pro Woche staubsaugst.”
Auf diese Weise hast du keinen einseitigen Befehl gegeben, sondern hast im Dialog eine echte Absprache getroffen. Auf diese kannst du dich später rückbeziehen.
Tipp Nummer 3: Kündige Konsequenzen an und setze sie um
Du hast eine klare Arbeitsabsprache getroffen, die Arbeit wurde trotzdem nicht erledigt? Dann ist es an der Zeit nachzufragen, woran es gelegen hat. Ein klärendes Gespräch hilft, das Versäumnis zu verstehen. Manchmal gibt es plausible Gründe: Die Bearbeitungsfrist war zu kurz oder eine wichtigere Aufgabe musste priorisiert werden.
Es kann mal vorkommen, dass man eine Aufgabe vergisst oder sie nicht ausreichend erledigt. Werden Versäumnisse zur Gewohnheit, kann ein neues Mittel zum Einsatz kommen.
Kündige eine Konsequenz an.
Eine Konsequenz ist etwas anderes als eine Drohung! Eine Drohung setzt ungerechtfertigt unter Druck. Sie findet nicht auf Augenhöhe statt, sondern von oben nach unten. Wie ein strenger Vater, der seinem Kind Schläge androht, wenn es nicht macht, was er will.
Du jedoch hast eine Absprache auf Augenhöhe getroffen. Diese wird nicht eingehalten. Um die Einhaltung zukünftig zu gewährleisten, gibt es die Möglichkeit der Konsequenz. Das macht auch jede Bank so. Wird der Kredit nicht gezahlt, wird die hinterlegte Sicherheit gepfändet.
Als Vorgesetzter kannst du eine Abmahnung oder aber auch eine Gehaltskürzung ankündigen. Es können auch andere Vorteile gestrichen werden. Vielleicht die Mitgliedschaft im Fitnessstudio, die du bezahlst.
Ändert sich das Verhalten nicht, könnte eine Kündigung in Betracht gezogen werden. An dieser Stelle ist es wichtig, zu verstehen, dass ihr einen Arbeitsvertrag habt. Es wird Geld gegen eine Arbeitsleistung gezahlt. Wird die Arbeitsleistung nicht eingehalten, wird die Absprache gebrochen. Deine Seite wird benachteiligt. Das musst du nicht hinnehmen.
Im privaten Bereich ist das oftmals noch schwerer.
Eine Frau bittet ihren Mann nach dem Abendessen das Geschirr in den Geschirrspüler zu räumen. Er stellt es nur auf die Ablage. Das bleibt auch trotz mehrfachen Ansprechens so. Im ruhigen Ton kündigt sie an: “Wenn du das Geschirr das nächste Mal wieder nur auf die Ablage stellst, stelle ich das schmutzige Geschirr auf deinen Schreibtisch.
Generell ist es wichtig, dass du deine Konsequenzen in einem ruhigen Ton ankündigst und sie nicht ohne Ankündigung ausführst. Aber wie soll das gehen? Schließlich bist du wahrscheinlich schon verärgert. Der Trick besteht darin, die Konsequenz anzukündigen, wenn du noch nicht vor Ärger kochst. Viele halten ihren Unmut viel zu lange zurück, bis sie nicht mehr anders können als aus der Haut zu fahren. Doch das belastet die Beziehung.
Mache es wie die Kommunikationsprofis. Warte nicht lange mit deiner ruhigen Ankündigung der Konsequenzen. Auf diese Weise gefährdest du die Beziehung zwischen dir und deinem Gegenüber am wenigsten.
Tipp Nummer 4: Akzeptiere keine Hilflosigkeit
Eine gängige Methode sich vor der Arbeit zu drücken besteht darin, sich dumm anzustellen. Frei nach dem Motto:
“Einmal dumm angestellt, reicht fürs ganze Leben.”
Auf der Arbeit: “Ich weiß doch nicht wie man das ausfüllt.”
Zuhause: “Wenn ich die Wäsche wasche, geht immer etwas schief.”
Auf solche Aussagen wird oft mit “Dann mach ich das.”, reagiert. So entledigen sich Menschen ihrer unangenehmen Aufgaben. Die anderen machen sie fortan für sie. Doch darauf solltest du nicht hereinfallen. Die psychologische Methode der Transaktionsanalyse betrachtet Menschen auf Augenhöhe. Das bedeutet, dass du bei einem erwachsenen Menschen die Fähigkeit zum Lernen und zur Selbstständigkeit voraussetzt. Selbst wenn dieser sich nicht so verhält.
Lass es dem Mitarbeiter nicht durchgehen, wenn er dir vorgaukelt, dass er nicht weiß, wie man ein Formular ausfüllt. Es kann sein, dass er es noch nicht gelernt hat. Na dann lernt er es halt jetzt. Für dich ist es in diesem Moment mehr Aufwand, da du ihm zeigen musst, wie es funktioniert, statt es einfach schnell selber zu machen. Langfristig erspart es dir Arbeit. Zusätzlich förderst du damit eine produktivere Arbeitshaltung: “Wenn ich etwas nicht kann, versuche ich es zu lernen.”
Eine Frau in den Dreißigern schaut ihren Freund mit Hundewelpen-Blick an und sagt: “Du Schatz, kannst du den Pudding kochen? Ich kann das doch nicht so gut wie du.” In diesem Moment darf der Mann wachsam werden. Eine Frau, die in ihren Dreißigern keinen Pudding kochen kann? Das klingt nach erlernter Hilflosigkeit. Eine Möglichkeit könnte sein den Pudding mit ihr zusammen zu kochen, sodass sie es zukünftig selbständig kann. Das Gleiche gilt natürlich auch für andere Tätigkeiten, wie das Wäschewaschen.
Solche Aufgaben sind kein Hexenwerk.
Sollte keine Besserung eintreten und die Hilflosigkeit trotz mehrfacher Lerneinheiten bestehen bleiben, kannst du überlegen, welche Konsequenz das haben kann. Willst du weiter mit einem Mitarbeiter zusammenarbeiten, der so hilflos ist?
Fazit
Wenn andere sich vor Arbeit scheuen, kann das an mangelnder Absprache liegen. Hast du diesen Fall ausgeschlossen, kündige Konsequenzen an. Tue dies, wenn du noch gelassen bist. Setze die Konsequenzen auch tatsächlich um. Ansonsten bist du nicht glaubwürdig. Akzeptiere keine gelernte Hilflosigkeit.
Autor: Steffen Raebricht von Transaktionsanalyse-online.de