Sich schuldig zu fühlen quält uns in verschiedensten Lebenssituationen. Ob bei der Arbeit, in Beziehungen oder beim Sport:
- „Hätte ich doch bloß nicht meinen Chef angelogen…“
- „Ich müsste meine Großeltern mal wieder besuchen…“
- „Warum habe ich mich die letzten Wochen so gehen lassen?“
Sich schuldig zu fühlen, ist alles andere als angenehm. Es beschäftigt uns manchmal tagelang und hindert uns daran, uns in dieser Zeit auf die schönen Dinge des Lebens zu konzentrieren.
Doch woher kommt das Gefühl, schuldig zu sein, eigentlich?
Und was kann ich persönlich tun, um mich weniger schuldig zu fühlen?
Diese Fragen lassen sich leicht beantworten, wenn wir uns anschauen, wie Schuldgefühle entstehen:
Das Gefühl von Schuld entsteht immer dann, wenn ein Konflikt zwischen meinem Denken und meinem Handeln vorhanden ist. Dann, wenn ich eine Handlung zwar als richtig empfinde, sie aber falsch oder nicht ausführe.
Im obigen Beispiel DENKEN wir, dass wir die Großeltern besuchen müssten, TUN es aber nicht.
Um dieses Schuldgefühl aufzulösen, gibt es nun die Möglichkeit, unsere Denkweise zu überprüfen. Eine alleinige Änderung der Handlung (in diesem Fall das Besuchen der Großeltern) wäre hier nicht zielführend, denn ein paar Wochen oder Monate später würde man wieder vor derselben Situation mit demselben Schuldgefühl stehen!
Um den Konflikt ein für alle mal aufzulösen, empfehle ich deshalb, folgende Fragen zu stellen:
1. Die Frage nach dem Grund für unsere Denkweise:
Denkweise: „Ich MUSS meine Großeltern besuchen.“
1.1. Woher kommt die Denkweise?
- Habe ich oder jemand anderes (meine Großeltern, die Gesellschaft, etc.) diese Regel aufgestellt?
- Wenn es nicht ich gewesen bin, muss ich dieser Quelle weiterhin folgen?
- Was passiert im schlimmsten Fall, wenn ich ihr nicht mehr folge?
1.2. Was spricht für die Denkweise?
- Warum wäre das Besuchen meiner Großeltern RICHTIG?
1.3. Was spricht gegen die Denkweise?
- Was ist daran FALSCH, meine Großeltern nicht zu besuchen?
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2. Die Frage nach dem Grund für unser Verhalten:
„Warum besuche ich meine Großeltern NICHT?“
Hier gibt es einen RATIONALEN und einen EMOTIONALEN Grund.
Der rationale Grund ist zum Beispiel „weil die Großeltern zwei Autostunden entfernt wohnen“.
Das ist aber nicht der WAHRE Grund. Der wahre Grund ist ein emotionaler, zum Beispiel das negative Trauergefühl, das immer entsteht, wenn die Großeltern wieder von ihren Kriegserlebnissen berichten.
Merke: Wir Menschen sind emotionale Wesen. Wir handeln aus emotionalen Gründen. Der rationale, vorgeschobene Grund ist letztendlich nur eine RECHTFERTIGUNG unseres Verstands für das emotionale Verhalten.
Deshalb stellt sich die Frage…
2.1. Welches Gefühl führt zu meinem Verhalten?
- Ist es negativ?
- Wenn ja, warum empfinde ich es als negativ?
- Was könnte das negative Gefühl auslösen?
- Was kann ich verändern, damit das negative Gefühl nicht mehr ausgelöst wird?
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Also: Erst wenn wir unsere Denkweise überprüft und den wahren emotionalen Grund für unser Handeln erkannt haben, können wir die Ursache für den Konflikt und damit unser Schuldgefühl auflösen.
Ich wünsche Dir viel Spass dabei!