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Du kennst das bestimmt. Der Fernseher läuft, Du schaust gerade Deine Lieblingssendung und – BAAM!!! – im entscheidenden Moment, als Siegfried auf der Dachterrasse bei Vollmond zum entscheidenden Kuss bei Hilde ansetzt, schalten die bösen Jungs vom Sender einen Werbeblock dazwischen.
Frust macht sich breit. Du überlegst Dir aufzustehen und eine Packung Chips aus der Küche zu holen, aber Du bleibst sitzen. Eingekuschelt, in die warme Wolldecke auf dem Sofa, bringst Du nicht die notwendige Energie von zwei Kalorien auf, um a) die Fernbedienung in die Hand zu nehmen und b) den Sender zu wechseln. Also lässt Du „die paar Minuten“ Werbung über Dich ergehen.
Du hasst eigentlich Werbung.
Du magst es nicht, wenn Dir andere Menschen mit manipulativen Tricks versuchen, Geld aus der Tasche zu ziehen. Aber Du willst auf der anderen Seite auch nicht den entscheidenden Moment verpassen, wenn Siegfried die junge, fesche Hilde mit seinen wilden Küssen auf 180 bringt.
Das stimmt natürlich. Diese rationale Rechtfertigung, Werbung anzuschauen, ist legitim. Wir sehen es alle gerne, wenn sich zwei Menschen lieben.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund, warum Du Werbung eigentlich hasst, sie aber trotzdem schaust.
Du liebst Emotionen.
Als Menschen sind wir nicht nur Säugetiere, sondern auch emotionale Wesen. Wir lieben es, wenn wir gute Gefühle erleben. Das nennen wir dann „sich wahnsinnig gut fühlen“ oder „glücklich sein“.
Und Werbemacher machen sich genau diesen Durst nach tollen Gefühlen zu Nutze. Sie spielen mit Emotionen. Ihr Ziel ist es, dass Du ein möglichst gutes Gefühl mit ihrem angebotenen Produkt verbindest.
Denn dieser erste (gefühlte) Eindruck eines neuen, noch unbekannten Objekts ist für einen späteren Kauf entscheidend. Er stellt die erste emotionale Verknüpfung oder auch Assoziation in unserem Gehirn dar.
Ich erkläre das noch mal verständlicher:
Wir Menschen lernen, indem wir Objekte wie zum Beispiel Produkte, Gegenstände, Lebewesen, usw. mit Emotionen verknüpfen. Heiße Herdplatte bedeutet Schmerz. Liebe und Zärtlichkeit bedeuten ein wahnsinnig tolles Gefühl. Und ein Auto von BMW zum Beispiel wird mithilfe von Werbespots so vermarktet, dass es beim Fahrer ein Gefühl von Klasse, Prestige, Sportlichkeit, Erfolg, usw. auslöst.
Auch in Deinem Gehirn gibt es schon unzählige Objekt-Gefühl-Assoziationen. Um Dir diese bewusster zu machen, habe ich eine kleine Übung für Dich. Was zum Beispiel empfindest Du bei folgenden Objekten:
- Giftige Schlange = ???
- Weißer Hai = ???
- Strahlend blauer Himmel = ???
- Leidenschaftlicher Sex = ???
Merkst Du, wie Du alleine durch das Lesen dieser Wörter Gefühle empfindest?!
Es liegt in unserer Natur, Schmerz zu vermeiden und Freude oder positive Emotionen gewinnen zu wollen. Und wenn wir abends nach einem stressigen und eventuell sogar seelisch schmerzhaften Arbeitstag uns vor den Fernseher setzen und einen witzigen oder sehr gefühlsintensiven Werbespot sehen, dann stellt dieser Werbespot genau in diesem Moment eine sehr willkommene Quelle positiver Gefühle dar.
Und wir schalten nicht um. Sondern genießen die guten Gefühle. Die Frage ist eben nur, ob Werbung tatsächlich die beste Quelle für solche Gefühle ist.
Ich wünsche Dir viel Spass dabei, diese Frage für Dich selbst zu beantworten.